G10716 (CEMEX) – Nichtssagende, unvollständige Veröffentlichung des LUGV vom 23. Mai 2017

Zu: LUGV Bekanntmachung vom 23.05.2017 , Vorhaben wesentliche Änderung des Zementwerkes in Rüdersdorf
Unser Schreiben an das LUGV: G10716 – Nichtssagende unvollständige Veröffentlichung vom 23 Mai 2017

Sachverhalt:
An der Kühlwasser-Einleitungsstelle des Zementwerkes in den Großen Stienitzsee wurde 1990 (Gewässersedimenterkundung „Großer und Kleiner Stienitzsee“ im Auftrag der Kreisverwaltung Strausberg, Dezernat für Umweltsicherung) in der Probe „E3“ (schwarzer Schlamm mit 7,94 g/kg (!!) Mineralölkohlenwasserstoffen) auch Polychlorierte Biphenyle (PCB) in einer Konzentration von 180 µg/kg Trockensubstanz gefunden.

Dabei handelte es sich aber nicht um irgendwelche PCB, sondern um das besonders gefährliche „Chlophen A60“, das besonders hohe Konzentrationen an dioxinähnlichen PCB enthält:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/dioxinaehnliche_polychlorierte_biphenyle.pdf

“Für die PCB ist unstrittig, dass die Exposition überwiegend durch den Verzehr PCB-verunreinigter Lebensmittel erfolgt.“

Weitere Informationen zu PCB‘s:
http://www.businesscrime.de/chemische-zeitbomben/

„Bei den PCB-Richtlinien und -Verordnungen späterer Jahre setzten sich jedoch die Lobbyisten der Chemie-Industrie durch. Das Verursacherprinzip wurde, wie auch in vielen anderen Fällen, ganz einfach ignoriert. Dabei sind die Gesundheitsrisiken polychlorierter Biphenyle beträchtlich: PCB können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Substanzklasse kürzlich in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 aufgenommen.
PCB können sich besonders im Fettgewebe und in der Muttermilch anreichern. Bei Säuglingen kann die Aufnahme um den Faktor 50 über der von Erwachsenen liegen. Umweltmediziner bezeichnen jedes 20. Kind als hoch belastet. Toxikologen fanden Hinweise darauf, dass besonders die Belastung im Mutterleib zu Aufmerksamkeitsdefizitsyndromen (ADS) und zu unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten führen kann.“

Und wie sieht es jetzt am Großen Stienitzsee aus?

Das Landesumweltamt hielt beim Scoping-Termin zum Umfang der geplanten Umweltverträglichkeitsanalyse 2016, es nicht für erforderlich, hier Sedimentanalysen durchzuführen. Die Firma CEMEX versprach uns 2016 dagegen, die Sedimentanalysen trotzdem selbst zu veranlassen.

Nach Kenntnis der früher hier festgestellten PCB-Belastungen darf sich das Landesumweltamt u.E. aber nicht aus der Verantwortung stehlen und muss selbst untersuchen, ob diese Altlast noch heute eine Gefährdung darstellt und welche Schutzmaßnahmen ggf. zu ergreifen sind. 1990 wurde nur eine einzige Probe „E3“ auf PCB untersucht, es wurden im Schlamm sehr hohe 180 µg/kg gefunden.

Die „Einleiterbeprobung“ erfolgte mittels Kammerbohrer durch Probenahme aus dem jeweils obersten zu erbohrenden Sedimentmeter

  • an den beiden jeweils nordöstlich gelegenen Zuflüssen (E1, E2)
  • an der südlich gelegenen Produktionswasserentnahme und Einleitungsstelle (E3/4)
  • an der südlich gelegenen Fischfarm (E5/1 bis E5/3) (s.a. Anlage 1)

Im Bericht (siehe Anlage) heißt es weiter:

„Die Mischprobe aus E5/1 bis E5/3 wies leichte Verunreinigungen durch MKW auf. Dies kann u.E. eine Folge der Einleitung bei E3 sein.“

Obwohl auch an der Fischfarm Mineralölkohlenwasserstoffe gefunden wurden, wurden damals weder hier noch sonst irgendwo andere Proben außer der Probe E3 auf PCB untersucht, wie das Laboruntersuchungsprogramm in dieser Tabelle beweist:

Unsere Hinweise, Fragen und Forderungen an das Landesumweltamt finden Sie in folgender E-Mail, die durch folgende Veröffentlichung seiner Genehmigungsverfahrensstelle Ost provoziert wurde: http://www.lugv.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.515966.de

Anlagen:

 

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