Aktuelle Lärmsituation in Hennickendorf

Lärmsituation Hennickendorf

Zusammenfassung

Hennickendorf ist entlang seiner Verkehrsachsen (Landesstraßen) an den Werktagen eine grauenhaft bis ins Ortszentrum hinein verlärmte Ortschaft, die bisherigen Verkehrsbeschränkungen für den LKW-Verkehr sind nicht ausreichend:

Lärmsituation HennickendorfDeshalb wird unsere BI auch in Zukunft alles Mögliche tun, um diese teilweise  menschunwürdigen Lebensbedingungen zu verbessern. Wir fordern:

  • eine bessere Anbindung an den ÖPNV (zusätzliche Bushaltestellen, andere Linienführung, höhere Taktung, Bedienung der Abendstunden)
  • erkennbare Bemühungen der Verwaltung um einen S-Bahn-Anschluss der Gemeinde Rüdersdorf für ihre vielen tausend Berufspendler
  • die Umsetzung der von der Gemeinde Rüdersdorf beschlossenen Maßnahmen des Lärmaktionsplan durch das Straßenverkehrsamt (entsprechende rechtliche Schritte wurden eingeleitet)

Mit einigem Abstand, denn die Grenzwerte für die Industrie sind um 20 dB niedriger und viel strenger einzuhalten, weil sie nicht nur wie beim Verkehrslärm für den Jahresdurchschnitt gelten sondern zu fast jeder Nachtstunde einzuhalten sind, ist dennoch auch die Reduzierung des Industrie-Anlagenlärms insbesondere in der Nacht ein Thema, das durch unsere BI seit Jahren verfolgt wird.

Beschwerden gab es in der Vergangenheit immer wieder besonders im Hochsommer, wenn einerseits die Kühlanlagen/Ventilatoren mit Höchstleistung laufen und anderseits die Menschen bei offenem Fenster schlafen möchten.
Daraus ergibt sich noch immer Konfliktpotential, wir sind darüber im Dialog mit der Genehmigungsbehörde (die in der Vergangenheit fehlerhaft um 5 dB höher zulässige Immissionswerte für Mischgebiete zuließ anstatt auch für nahe gelegene Wohngebiete Festlegungen zu treffen) und den Industriebetrieben.
Entsprechend informierte uns die Firma CEMEX über am 14.01.2018 beginnende und ca. 3 Wochen andauernde Reparaturarbeiten, die ggf. auch in der Nacht kurzzeitig zu erhöhten Lärmpegeln führen können: http://www.gesund-am-stienitzsee.de/?p=1691

Unsere eigenen Messungen registrierten in diesem Jahr (während der nur auswertbaren niederschlagsfreien Schwachwindphasen) bislang erst zwei Nächte mit anhaltend lang erhöhtem Lärmpegel. Diese könnten mutmaßlich auf die von CEMEX angekündigten Reparaturarbeiten zurückzuführen sein:

1)      Am 24.01. wurden bei südsüdwestlicher Windrichtung zeitweise 50 dB(A) überschritten. Der Windgeschwindigkeit war mit 11 Knoten zwar etwas erhöht, aber nicht Ursache für ein so hohes Grundrauschen, dass bei den entfernter liegenden Messstationen nicht beobachtet wurde:

Lärmsituation Hennickendorf

2)      Auch am 26.01.2018 war der Grundlärmpegel an unserer Messstelle 1 in der Nacht deutlich erhöht. Es herrschte nur schwacher Ostwind (3 Knoten) und trockenes Wetter, entsprechend zeigten die anderen Messstellen keine erhöhten Messwerte an. Der Höhepunkt dieser viele Stunden andauernden Grenzwertverletzung wurde nur an der Messstelle 1 und bei Ostsüdostwind (Windgeschwindigkeit nur 3 Knoten) mit über 50 dB(A) von 2:30 – 2:42 Uhr registriert:

Nach TA Lärm, Pkt. 6.1 „Immissionsrichtwerte für seltene Ereignisse“, müssen bei diesen nachts in Wohngebieten nur 55 dB(A) anstatt sonst immer 40 dB(A) eingehalten werden. „Maßgebend für die Beurteilung der Nacht ist die volle Nachtstunde (z.B. 1.00 bis 2.00 Uhr) mit dem höchsten Beurteilungspegel, zu dem die zu beurteilende Anlage relevant beiträgt“. Solche „Seltene Ereignisse“ sind seltene Fällen oder über eine begrenzte Zeitdauer, aber an nicht mehr als zehn Tagen oder Nächten eines Kalenderjahres und nicht an mehr als an jeweils zwei aufeinander folgenden Wochenenden“. Einzelne kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen in Wohngebieten in der Nacht 65 dB(A) nicht überschreiten.

Diese Anforderungen, die für alle Immissionsorte (= unsere Wohngebiete) gelten,  machen eine kontinuierliche Lärmmessung unabdingbar, denn mit Einzelmessungen während nur weniger Stunden eines Jahres durch Gutachterbüros kann die Einhaltung der Immissionsrichtwerte für seltene Ereignisse nicht beurteilt werden.

Deshalb begrüßen wir es sehr, das CEMEX als erstes Unternehmen im Industriegebiet unserer Anregung aufgenommen hat, selbst eine eigene kontinuierliche Lärmmessstation zu betreiben.

Es war von CEMEX geplant, diese bis Ende 2017 in Betrieb zu nehmen, so steht es in der neuen Umwelterklärung des Zementwerkes vom 22.11.2017, diese kann hier heruntergeladen werden: http://www.emas.de/fileadmin/user_upload/umwelterklaerungen/reg/DE-148-00017_CEMEX-Gmbh.pdf

Mit der eigenen Lärmmessung kann CEMEX künftig selbst rechtzeitig den Ursachen von ungewöhnlich hohen Schallemissionen wie in der Nacht am 26.01.2018 nachgehen und diese beseitigen. Solche „Seltenen Ereignisse“ sind gesetzlich zulässig und deshalb zu dulden, allerdings gilt die Begrenzung auf 10 Tage oder Nächte pro Kalenderjahr für die Summe der „Seltenen Ereignisse“ aller Emittenten für den betrachteten Immissionsort. Neben der Müllverbrennungsanlage kommen aus den Erfahrungen der Vergangenheit als Verursacher von „Seltenen Ereignissen“ insbesondere die Fels-Werke in Betracht.

P.S.:
Auf der letzten UGA-Sitzung wurde die Verwaltung von Gemeindevertretern befragt, wie der Bearbeitungsstand der CEMEX-Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) sei. Gemäß Umwelterklärung soll diese bis Mitte 2018 fertiggestellt werden.

Anlage: Auswertung BI-Lärmmessstellen Januar 2018

Vorab zwei Lärmaufzeichnungen zum Vergleich der Lärmspitzen während der Silvesterknallerei (Bild 1) mit den „ganz normalen“ Lärmspitzen in den frühen Nachtstunden, als das LKW-Durchfahrtverbot auf der L233 noch nicht bestand (Bild 2):

Bild 1:   Silvester:                            max. 87 dB(A)

Bild 2:   morgendlicher LKW-Verkehr:  max. 98 dB(A)
(Berliner Straße)

Als wir kürzlich spazieren gingen, fiel uns sehr unangenehm auf wie verlärmt unsere schöne Landschaft durch ein ständiges, recht lautes Rauschen doch ist, obwohl praktisch Windstille herrschte und CEMEX noch außer Betrieb ist. Die Tiere ziehen sich in die Tiefen des Waldes und die Menschen in ihre Wohnhöhlen zurück, Vogelstimmen sind nur noch selten wahrzunehmen – eine trostlose kahle unwirtliche Gegend bietet sich dem Wanderer um den Großen Stienitzsee und ein lästiges fast monotones Rauschen, verursacht durch den Straßenverkehr, dringt beständig an die Ohren, abhängig von Windrichtung/–stärke. Aber selbst bei Windstille schallt der Autolärm fast überall über den See, erst am Ende des Sees am Schiffsanleger / Sportplatz verlor sich dieses Rauschen, hier also ist die mit Abstand beste Lage/Wohngegend Hennickendorfs in Nähe des Sees.

Aber wie sieht es nun in der tiefen Nacht aus, wenn der örtliche Straßenverkehr zum Erliegen gekommen ist?

Mit zusätzlich etwa 10 dB (!!) generell viel stärker beeinflusst vom Verkehrslärm der B1 und vielleicht auch noch der entfernteren stark befahrenen Straßen und der Autobahn ist die Messstelle „Hennickendorf 1“ am Ortsausgang an der Berliner Straße zur B1, siehe die größeren und häufigeren Peaks (der roten Linie) durch vorbeifahrende Autos. Für diese Messstelle ist aber auch die generell höhere Grundlärmpegel charakteristisch, siehe die rote Linie in allen Grafiken. An der Messung selbst liegt das nicht, erst kürzlich wurden alle Messungen nebeneinanderliegend überprüft, die Abweichungen untereinander lagen unter 1 dB. Wahrscheinlich rührt dieser sehr gleichmäßig erhöhte Lärmpegel von den benachbarten Betrieben, den Felswerken und der Müllverbrennung her, falls diese nicht zeitgleich mit CEMEX an den unten ausgewerteten Nächten außer Betrieb waren? Diese entscheidende Frage ist noch durch Befragung beider Betriebe zu klären!

Besonders leise war es in der Nacht am Wachtelberg und an den Meisterhäusern (Messstelle „Hennickendorf 2“) bei leichtem Wind aus Ost-Süd-Östlicher Richtung, der Grundpegel lag bei mit unserer Technik kaum noch messbaren 33 dB(A).

Überhaupt war der nächtliche Lärmpegel, abgesehen von Lärmspitzen durch vorbeifahrende Autos, bei niedriger Windgeschwindigkeit (unter 10 Knoten) während der Reparaturarbeiten von CEMEX unabhängig von der Windrichtung mit Werten um 35 – 40 dB(A) an den Messstellen Wachtelberg und An den Meisterhäusern angenehm gering, deutlich unter dem Grenzwert von 40 dB(A), wie der Vergleich unserer Messwerte an verschiedenen Nächten im Zeitraum von 2:00 Uhr bis 2:30 Uhr zeigt.

Bei nördlichen und östlichen Windrichtungen war der Anlagenlärm schon vor dem CEMEX-Stillstand unauffällig gering und der Grenzwert auch an der am nächsten gelegenen Messstelle 1 durch den konstanten Anlagenlärm (Anforderung: Messwert < 43 dB(A)) nicht überschritten:

1) Nordwind Stärke 1 Knoten:

2)  Nordnordostwind Stärke 8 Knoten:

Bei Ostnordostwind betrug der Unterschied mit und ohne Betrieb der CEMEX-Anlagen ca. 3 dB:
3) Ostnordostwind Stärke 5 Knoten, Ofenlinie 5 außer Betrieb:

4)      Ostnordostwind Stärke 3 Knoten, Ofenlinie 5 noch in Betrieb:

5)      Ostwind Stärke 3 Knoten:

Aufgrund des erhöhten Anlagenlärms am 26.01.2018 an Messstelle 1 sind hier auch die benachbarten Zeiträume dargestellt, der erhöhte Lärmpegel wurde auch in diesen Zeiträumen nur hier registriert und die Windrichtung Südsüdost spricht für eine lokale Lärmquelle im Industriegebiet:

6)      Südsüdostwind Stärke 7 Knoten:

7) Ostsüdostwind Stärke 3 Knoten:

Aber auch bei Westwind ist es – ohne den Industrielärm – ähnlich ruhig, besonders am Wachtelberg (33 dB(A)):

8)      Westwind Stärke 5 Knoten:

Der Wachtelberg ist aber nicht immer in der Nacht die ruhigste Ort, bei West- bis Südsüdwestwind war es am Wachtelberg öfters in tiefer Nacht lauter als an den Meisterhäusern – die Ursache für die vielen kleinen Lärmspitzen hier in der Grafik ist aber noch nicht bekannt:

9)      Westwind Stärke 6 Knoten:

10)   Südsüdwestwind Stärke 6 Knoten:

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