ÖPNV in der Gemeinde Rüdersdorf, Förderanfrage an das LBV

Sehr geehrter Herr Tamm-Blechschmidt,

auf Ihrer Website http://www.lbv.brandenburg.de/781.htm „Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs“ lesen wir, dass sich auch Vereine an Sie wenden dürfen:

„Die in dieser Rubrik dargestellten Inhalte richten sich in erster Linie an Unternehmen, Kommunen, Vereine oder andere, die an investiven Maßnahmen des ÖPNV interessiert sind.“

Unsere Gemeinde Rüdersdorf hat u.a. 12/2017 einen Lärmaktionsplan verabschiedet, in dem die Förderung des ÖPNV als allgemeine Zielstellung verankert ist. Aus finanziellen als auch personellen Gründen wurden hierzu u.W. noch keine konkreten Planungen eingeleitet, so dass diese Fördervoraussetzung nicht verletzt ist.

Die Gemeinde Rüdersdorf hat 16.000 Einwohner und ist noch immer nicht an das S-Bahnnetz angeschlossen, obwohl es hierzu frühere Überlegungen gab, bestehende Gleisanlagen, die derzeit nur vom Zementwerk CEMEX genutzt werden, mit Stromschienen nachzurüsten.

Gänzlich unbefriedigend ist die Situation im Ortsteil Hennickendorf mit ca. 3300 Einwohnern, der im Wesentlichen nur Tags von einer Buslinie im 1-Stunden-Takt und in den Abendstunden überhaupt nicht bedient wird. Derzeit ist aufgrund mehrjähriger Straßenbaumaßnahmen der nächstgelegene S-Bahnhof in Strausberg nur mit Umsteigen im Ortsteil Herzfelde nach längerer Fahrzeit zu erreichen, besonders ärgerlich ist aber der überwiegende 1-Stundentakt ab OT Herzfelde (zusammengestellter Fahrplan siehe Anlage). Die eigene Gemeinde Rüdersdorf ist am Wochenende nur zwischen 7 und 19 Uhr erreichbar, so dass Menschen ohne eigenes Fahrzeug die Teilhabe an Abendveranstaltungen in Ihrer eigenen Gemeinde verwehrt ist!

Für Berufspendler nach Berlin – ich spreche aus Erfahrung – ist aufgrund des 1-Stunden-Taktes trotz vorhandener ÖPNV-ABC-Jahreskarte die Benutzung des Busverkehrs zur S-Bahn keine Alternative, weil man je nach Dienstschluss bis zu einer Stunde in Strausberg im Regen steht, bevor der nächste Linienbus zurückfährt. Tausende Berufspendler der Gemeinde Rüdersdorf sind gezwungen mit eigenem PKW entweder zu den benachbarten S-Bahnhöfen zu fahren, wo überall P+R-Parkplätze nur deshalb fehlen und in Strausberg jetzt teuer zusätzlich geschaffen werden sollen, weil ein attraktiver Bus-Pendelverkehr nicht organisiert ist!

Dieses Organisationsverschulden in der ÖPNV-Planung zeigt sich auch darin, dass die Ortsteile Herzfelde und Hennickendorf nur auf kurze Strecke quer mit nur 1 bzw. 2 Haltestellen anstatt längs der Ortsachsen durchfahren werden. So ergeben sich bis zu mehrere Kilometer lange Fußwege zu den zentralen Bushaltestellen, was nicht nur Berufspendler, sondern auch ältere Menschen bis ins Greisenalter hinein zwingt, verkehrsgefährdend auf den eigenen PKW zurückzugreifen. Ein System zur Fahrgastinformation existiert selbstverständlich auch nicht, was nach einem weiten Weg zur Bushaltestelle bei Ausfällen Fahrgäste besonders lange überlegen lässt, ob man sich entscheidet die Reise evtl. abzubrechen oder doch noch unbestimmte Zeit zu warten – das gilt für alle Umsteigestellen innerhalb der Gemeinde.

Aufgrund der verfehlten, völlig unzureichenden Bushaltestellenabdeckung sind touristische Anziehungspunkte, wie z.B. das auch bei Berlinern sehr beliebte Strandbad am Großen Stienitzsee (Hennickendorf), nur von PKW-Besitzern erreichbar. In Folge der immer schlechteren Erreichbarkeit unseres Ortsteiles ohne PKW haben in den letzten Jahren fast alle Gaststätten und Erlebnislokale für immer geschlossen, die früher beliebte Ausflugsziele für die ganze Region waren. Auch den früheren Linien-Schiffsverkehr gibt es nicht mehr, selbst die Ausflugsschifffahrt beschränkt sich auf nur wenige Fahrten je Sommermonat.

Offenkundig große Mängel der ÖPNV-Verkehrsplanung sehen wir auch bei der  überörtlichen Planung der Verknüpfungspunkte im ÖPNV, falls eine solche Regionalplanung überhaupt existiert? So können wir z.B. den benachbarten, beliebten Ausflugsort Woltersdorf überhaupt nicht erreichen, weil die einzige Buslinie – nur mit der für alte und kranke Menschen unzumutbaren Mühe des Umsteigens – zwar das Krankenhausgelände in Rüdersdorf erreicht, die wenigen Kilometer bis zur Woltersdorfer Schleuse, wo es einen guten Bus- und Straßenbahnanschluss gibt, von keiner Seite aus bedient wird!

Rüdersdorf verfügt über kein einziges größeres Hotel, so dass viele Gäste im nächstgelegenen Hotel Kranichsberg in Woltersdorf untergebracht werden müssen. Doch diese erreichen ohne PKW weder unseren Ortsteil Hennickendorf und noch nicht einmal Rüdersdorf mit seinem Museumspark als Ausflugsziel.

Somit behindert der schlecht geplante und viel zu niedrig getaktete ÖPNV ebenso wie der fehlende SPNV massiv die wirtschaftliche und touristische Entwicklung unserer Gemeinde Rüdersdorf.

Darüber hinaus motiviert uns als Umweltverein der unerträgliche Verkehrslärm entlang der unseren Ortsteil durchquerenden Landesstraßen L23 und L233, für eine entschiedene Verbesserung des SPNV als auch des ÖPNV in der Gemeinde Rüdersdorf einzutreten.

Da wir in unseren Reihen keine Fachleute für Verkehrsplanung haben, diese  offenbar aber auch an den für die beschriebenen Missstände verantwortlichen Stellen innerhalb von des Landkreises MOL seit Jahren fehlen, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen:

  • Können Sie uns Unternehmen oder Planungsbüros benennen, die für die Gemeinde Rüdersdorf und Verknüpfungspunkte in angrenzenden Gemeinden eine einheitliche Nahverkehrsplanung „aus einem Guss“, unterteilt nach kurz-, mittel- und langfristig umsetzbaren Maßnahmen, erarbeiten kann?
  • Ist eine solche Planungsleistung als erster Schritt zur Umsetzung von erst noch zu erarbeitenden Maßnahmen für sich allein förderfähig oder bezieht sich das Formular „Mittelanforderung fuer_Planungsleistungen_2017-06-01“ nur auf die erste Phase von vorab schon genehmigten Gesamtmaßnahmen?

Auf eine hilfreiche Antwort hoffend

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Rudorf
Bürgerinitiative GLAS (Gesund Leben am Stienitzsee e.V.)

Anlagen:

Wir bitten um Ihre Mithilfe!

„Unsere BI ist dankbar für konkrete Bürgerhinweise zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs in den Ortsteilen der Gemeinde Rüdersdorf.

Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Bürgerinteressen direkt in die Nahverkehrsplanung des Landkreises einfließen!

Kontakt: info@gesund-am-stienitzsee.de

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