Herstellung von Industriekohle bei CEMEX

Großprojekt in Rüdersdorf zur Erzeugung von Industriekohle geplant

Cemex plant in Kooperation mit ALBA auf dem Gelände des Zementwerks Rüdersdorf eine Torrefizierungsanlage zur Herstellung von Industriekohle aus Biomassen zu errichten. Aus der in den Scopingunterlage aufgeführten Abfallinputliste kann entnommen werden, dass unterschiedliche Inputstoffe, wie Holz, Verpackungen aus Holz, für Verzehr oder Verarbeitung ungeeignete Stoffe, Altholz aus Sperrmüll … zum Einsatz kommen sollen (in Summe 14 unterschiedliche Abfallschlüssel-Nummern).

Bei der Torrefizierung wird unter Luftabschluss bei ca. 250 – 300°C Biomasse zur Industriekohle verdörrt. Das Endprodukt wird oft auch als Biokohle bezeichnet. Wir finden diesen Begriff allerdings etwas irreführend, da eine Verwendung von unbelastetem Holz suggeriert wird.

Anlage ist einzigartig

Die laut Alce vornehmlich aus Altholz der Stoffklassen A1 und A2 gewonne Kohle soll dann zermahlen werden und die momentan verwendeten fossilen Brennstoffe zur Zementproduktion teilweise ersetzen.
Die Anlage wäre in ihrem geplanten Umfang in Deutschland und sogar in Europa einzigartig. Pro Tag sollen ca. 500t Altholz verarbeitet werden (ca. 110.000T/Jahr) und jährlich etwa 60.000t Industriekohle erzeugt werden.
Laut Bundesministerium für Forst- und Landwirtschaft lag die Biokohleproduktion europaweit in 2023 bei ca. 50.000t (Quelle: Link).

Genehmigungsverfahren startet bereits 2025

Das Vorhaben umfasst ein Investitionsvolumen von ca. 50 Mio. €. Mitte 2025 soll bereits das Gemehmigungsverfahren starten und wird von uns wieder gewohnt sachlich kritisch begleitet. Die Errichtung einer Anlage dieser Größenordnung in unmittelbarer Nähe zu Naturschutz- und Wohngebieten erfordert eine besondere Aufmerksamkeit. Gerade im Hinblick auf die Vorbelastungen durch zahlreiche Industriebetriebe in unserer Gemeinde.
Eine Stellungnahme zu den Scopingunterlagen (Festlegung des Untersuchungsrahmens im Genehmigungsverfahren) wurde bereits fristgerecht durch uns eingereicht.

Vorstellung des Vorhabens im Umweltausschuss der Gemeinde Rüdersdorf

Im Rahmen der 4. Sitzung des Umweltausschusses der Gemeinde Rüdersdorf wurde das Vorhaben am 3.3.2025 erstmalig vorgestellt. U.A. unsere Mitglieder Katharina Wendel, Andrea Rudorf, Dirk May und Martin Müller haben an der Sitzung teilgenommen.
Wir möchten hier die Gesprächsnotizen von Martin Müller kurz stichpunkthaft wiedergeben:

  • Gemeinschaftsprojekt „ALCE Biokohle“ ALBA und CEMEX
  • Betreiber der Anlage ist die Firma ALCE mit Sitz in Berlin
  • das Joint Venture zwischen ALBA UND CEMEX ist zunächst auf 15 Jahre ausgelegt
  • es sollen 130.000t CO2/Jahr eingespart werden
  • Alba liefert 110.000T Input Material
  • es wurden Vorversuche auf einer Versuchsanlage zur Torrefizerung und Zermahlung durchgeführt, der Heizwert soll in etwas dem von Braunkohle entsprechen
  • geplanter Produktionsbeginn im 1.Halbjahr 2027
  • Start des Genehmigungsverfahrens Mitte 2025, aktuell wird am Explosionsschutzgutachten und dem Logistikkonzept gearbeitet
  • Zielsetzung dieses Projektes ist die heute im Cemex-Prozess eingesetzten fossilen Brennstoffe Ofenkohle und Braunkohle (aktuell 28.000 to/anno) ganz oder in Teilen durch Industrieholzkohle zu substituieren
  • Die unterirdische Vorratslagerung der Inputmaterialien wie Hölzern, Lebensmittelresten oder anderen organischen Stoffen erfolgt in mehreren Bunkern / Lagergruben. Die weiteren Prozesschritte sind zerschreddern, Metall abscheiden, trocknen, die Zuführung in einen Drehrohrofen zur Verkohlung an anschließendes Mahlen zu Kohlenstab.
  • Im Torrefizierungsprozess werden verschiedene Arten von Energie freigesetzt, da die Biomasse unter sauerstoffarmen Bedingungen erhitzt wird. Dieser Prozess ist endotherm (er benötigt Wärmeenergie), aber es werden gleichzeitig auch Volatile (flüchtige Gase = Energieträger)) freigesetzt, welche einer weiteren Nutzung unterliegen. Diese Gase werden – so mein Verständnis – in einem Nachbrenner für die Erzeugung der benötigten Prozessenergie genutzt (Deckung Energiebedarf Torrefizierungsanlage). Die stark überschüssigen Energien werden desweiteren für die Erzeugung von Heißwasser verwendet, die Energien des Heißwasser werden wiederum in elektrische Energie umgewandelt. Diese Torrefizierungsanlage ist eine 17 MegaWatt-Anlage, also zweifelsohne eine sehr leistungsstarke großindustrielle Anlage!
  • Wasserbedarf der Anlage pro Stunde: 1-1,4 m³
  • Entstaubungsfilter: Auslegung erfolgt auf 5 mg
  • Es kommen insbesondere Altholz-Inputstoffe der Kategorien A1 und A2 zum Einsatz. Hierbei handelt es sich also um Materialien, welche heute stofflich verwertet werden (z.B. in der Möbelindustrie). Es ist die Frage, ob eine Umnutzung von stofflicher in eine thermische Verwertung denn tatsächlich so sinnvoll ist. Wird dadurch unterm Strich wirklich CO2 eingespart?
  • Ziel ist es ca. 95% der Gewerbesteuern in Rüdersdorf zu zahlen.
  • Wir haben die Bildung eines Teams aus Mitarbeitern von Alce, der Gemeinde und interessierten Bürgern vorgeschlagen um die Ansiedlung dieses Großprojekts in unserer Gemeinde zu begleiten.

 

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